Donnerstag, 3. Dezember 2015
22 Der Tag vor meinem Tod
Hoffnungsfroh und wagemutig schaute ich in den langsam deutlich werdenden Tag, der sich zwischen meinen Augenlidern füllte. Ich hatte noch den Traum, einmal als König zu erwachen. So muss ich heute jedoch wieder warten.

Der Regen klingt wie gestern vor dem Suff. Wieder ein Tägchen vorbei wie die mysteriöse Natur. Ich zerre mich in meinen Rollstuhl und blicke auf das Bett zurück. Da liegt die Asche der Nacht noch im Laken wie mein voriges Leben und ich entstieg.

Theoretisch ist ja so ein Tag für alles gut. Ich könnte ja wieder ins Bett gehen so wie auf den Markt und würde bestimmt ähnlich gute Geschäfte machen. Oder ich schreibe einen Roman und würde mich am nächsten Tag langweilen. Also warte ich noch.

Der Tag vor dem besten ist natürlich immer der zweitbeste. Danach wäre der beste Tag nur noch halb so gut. Nach dem Königsein und nachdem ich einen Roman geschrieben habe, kommt erstmal nichts mehr. Das lässt mich glauben an die Erfüllung von Sinnlos.

Sinnlos peitscht der Regen aus dem Bogen von Wind und zerfetzt auch mehr als Luft. Sinnlos ist der Tod fürs Leben, nur eine Geschichte, wenn die Erinnerung nicht stirbt. Mittendrin bin ich oder nichts. Ich würde ja gerne mehr mittendrin sein – aber was muss ich tun?

Eine gute Geschichte braucht gute Dialoge und einen schlüssigen Sinn.
Ich bin also will ich sein. Mehr ist heute nicht in mir. Der Wille ist des Königs Himmelreich und ich will unsterblich ein, ewig wie das Universum, das zeitlos und mysteriös die Stunden zeigt.

Wenn man sich selbst zum Allergrößten denken kann dann ist man auch verloren. Es ist diese ausweglose Fantasie, dass irgendwann der große Tag kommt. Alle werden staunen und schreien oder geblendet sein – und ich für einen Tag Gott.

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